Collagen / Blickwinkel

Zwischen Licht und Schatten - Eine visuelle Zwiesprache. Naturidylle trifft auf stille Alltagsästhetik.

COLLAGEN - Ein Dialog der Bilder

Zwei Bilder treten in Beziehung – sie begegnen sich, antworten einander, fordern sich heraus. In ihrer Nähe entsteht ein leiser Dialog, eine Komposition aus Farbe, Form und Rhythmus. Manchmal fließen sie sanft ineinander, als wären sie füreinander geschaffen. Manchmal stehen sie in spannungsvoller Opposition, ein reizvolles Spiel aus Harmonie und Kontrast.

Wie in einem musikalischen Duett entfaltet sich ihre Wirkung erst im Zusammenspiel.

Dialog ist eine Einladung, diese Zwiesprache zu entdecken, hinzuhören, hinzusehen. Welche Geschichte erzählen die Bilder gemeinsam? Wo entsteht Einklang, wo Reibung? Und wie verändert sich ihre Sprache in den Augen des Betrachtenden? Zwischen zwei Bildern entspinnt sich ein stiller Tanz – mal ein zartes Echo, mal ein kühner Kontrast, doch immer eine Begegnung.

Collage der KOntraste - eine heruntergekommene rot gestrichene Holztür und gegenüber spiegeln sich zarte Gräser im Fenster eine Luxuslokals

Das Haus auf der anderen Straßenseite schaut mich an.

Seit acht Jahren wohne ich nun hier, aber ich kenne keinen einzigen Menschen von drüben. Mein

Blick geht hoch. In den Fenstern blauer Himmel.

Zwischen uns liegt die Straße. Eine Grenze zwischen zwei Großstadtwelten. Manchmal kommt es mir vor, als wäre sogar der Bürgersteig auf meiner Seite grauer.

Unter mir: die alte Kiezkneipe. Zu Hause für freundliche Alkoholiker ohne Ziel im Leben und ein kleines Abenteuer für Touristen, die sich für weniger touristisch halten.

Gekritzel und Aufkleber an der Tür. Die Bedienung ist alt, schreit viel und es riecht ständig nach altem Frittierfett – obwohl es drinnen nichts zu essen gibt. Letzte Woche lag ein Besoffener im Hauseingang.

Drüben gibt es hohe Decken, die Wände der Häuser sind sauber, die Wohnungen nur zum Verkauf.

Ich drehe mich vom Fenster weg – drüben geht eine Tür auf.

Max Lieber